Was ist Psychotherapie


Psychotherapie – was versteht man unter diesem Begriff?

Er beschreibt einen Prozess zur Behandlung psychischer und psychosomatisch bedingter Störungen und Leidensprozesse mit wissenschaftlich fundierten Methoden. Innerhalb der Psychotherapie gibt es unterschiedliche Formen, die jedoch alle ein gemeinsames Ziel verfolgen:

  • Unterstützung bei der Problembewältigung und bei leidvollen Prozessen
  • Symptomlinderung und -normalisierung
  • Positive Beeinflussung bei emotionaler Labilität/Ängstlichkeit/Traurigkeit
  •  Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstvertrauens
  • Förderung von Alltagskompetenz
  • Förderung der Resilienz (emotionale Widerstandskraft im Fall von Krisen)
  • Förderung von Ressourcen (emotionale und kognitive Handlungskompetenz)
  • Förderung von Coping-Strategien (Bewältigungsstrategien)
  • Abbau von Inaktivität im Sinne der „erlernter Hilflosigkeit“
  • Abbau von selbstschädigenden Verhaltensweisen

Obwohl die Wirksamkeit verschiedener psychologischer Verfahren inzwischen durch umfangreiche wissenschaftliche Studien belegt ist, werden die Kosten für eine Psychotherapie von deutschen Krankenkassen nur im Falle von 5 therapeutischen Verfahren übernommen:

  • Verhaltenstherapie
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • Analytische Psychotherapie (Psychoanalyse – eine Langzeittherapie, die min. 2 Jahre und länger dauert)
  • Systemische Therapie
  • EMDR bei Posttraumatischen Belastungsstörungen


Für welche Verfahren werden die Behandlungskosten durch die Krankenkassen übernommen?

Die Behandlungskosten für die o.g. Verfahren werden von den gesetzlichen Krankenkassen nur dann übernommen, wenn die Therapie von einem ärztlichen oder einem psychologischen Psychotherapeuten mit Approbation durchgeführt wird.

Da aber selbst von Krankenkassen zugelassene Therapeuten nur wenige Behandlungen auf Basis der Kostenübernahme durch Krankenkassen durchführen, kommt es zu langen Wartezeiten. Klienten, die als Selbstzahler Therapie erhalten, müssen dann auch bei zugelassenen Therapeuten mit Kosten von 90,– bis 150,– Euro/Therapiestunde rechnen.

Die Heilpraktiker für Psychotherapie dagegen haben deutlich kürzere Wartezeiten und kosten in der Regel zwischen 50,– und 80,– Euro pro Therapiestunde.

Zwar verfügen die Heilpraktiker für Psychotherapie nicht über ein Diplom-Studiom, aber die Heilpraktiker-Ausbildung orientiert sich an den Inhalten eines Psychologie-Studiums und die Durchfallquote ist sehr hoch. Bei der letzten amtsärztlichen Prüfung haben 7 von 39 Kandidaten die Prüfung bestanden.

Die anschließende Weiterbildung in den einzelnen psychologischen Verfahren erfolgt dann oft gemeinsam mit Diplom-Psychologen, die sich auf das jeweilige Fach spezialisieren.

Wer also lange Wartezeiten oder hohe Selbstkosten scheut, kann sich alternativ für einen Heilpraktiker für Psychotherapie mit Spezialisierung auf das individuelle Störungsbild entscheiden.

Engagierte Heilpraktiker für Psychotherapie versuchen i.d.R. nach Kräften, eine Therapie auch dann zu ermöglichen, wenn die finanziellen Mittel eines Klienten begrenzt sind.


Geschichte der Psychotherapie

Obwohl mit Sigmund Freud Anfang des 20 Jahrhunderts die „moderne“ Psychotherapie seinen Anfang nahm, finden sich Formen der „Beziehungsgestaltung zur Linderung von Leid“ in allen bekannten Kulturen.

Aus der Psychiatrie und der Medizin entwickelte sich schließlich die Psychotherapie mit ihren unterschiedlichen therapeutischen Ausrichtungen und Methoden. Ein Überblick über die wichtigsten therapeutischen Schulen:

  • Die Psychoanalyse geht auf Sigmund Freud zurück, der Ende des 19. Jahrhunderts seine

Theorien zur Dynamik des Unbewussten entwickelte. Daraus ging dann später die Tiefenpsychologie, eine Langzeittherapie, hervor.

  • Die Klientenzentrierte Psychotherapie wurde von Carl Rogers 1938 entwickelt und wirkt durch ihren gesprächstherapeutischen Ansatz.
  • Die Gestalttherapie nach Fritz und Laura Perls fokussiert die aktive Gestaltung des Alltags im Hier und Jetzt durch den Dialog zwischen Therapeut und Klient
  • In der Systemischen Therapie wird der Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und familiären Beziehungen eines Klienten/einer Klientin untersucht.
  • Die Verhaltenstherapie entstand in den 50er Jahren über 3 Entwicklungswege:
    • Der Behaviourismus beschäftigte sich mit Lerntheorien und der Frage, wie sich das Verhalten von Tieren und von Menschen vorhersagen und steuern lässt.
    • Die kam die kognitive Therapie zum Behaviourismus dazu, weil den therapeutischen Instituten bewusst wurde, dass Lerntheorien allein nicht ausreichten, um die Psyche eines Menschen zu verstehen.
    • Die sogenannte 3. Welle der Verhaltenstherapie erweiterte das Repertoire der VT (Verhaltenstherapie) verglichen mit traditionellen Formen VT. Zu dieser 3. Welle werden die folgenden Therapien gerechnet:
      • MBSR:       mindfulness-based-stress-reduction nach J. Kabat-Zinn
      • MBCT:       mindfulness-based-cognitive-therapy
      • DBT:           dialektisch-behaviorale Therapie nach Marsha Linehan
      • CFT:           compassion-focused-therapy
      • ACT:           acceptance-commitment-therapy


In der Verhaltenstherapie wurden mit der Zeit eine Vielzahl von therapeutischen Methoden entwickelt, sodass man nicht mehr von einem verhaltenstherapeutischen Standard-Verfahren sprechen kann. Je qualifizierter ein Verhaltenstherapeut ausgebildet ist, um so kreativer kann er auf die verschiedenen Problemfelder eingehen.

ACT als ein Bereich der Verhaltenstherapie hat den Anspruch, bei fast allen Störungsbildern kompetente Hilfestellung anzubieten, u.a. deswegen, weil sie zusätzlich zur eigenen Methodik auch Interventionen aus bewährten Verhaltenstherapeutischen Verfahren integriert.

Entscheidend für den Erfolg einer Verhaltenstherapie ist letztendlich:

  • Die Beziehungsgestaltung zwischen dem Therapeuten und dem Klienten/der Klientin
  • Fachwissen
  • Erfahrung
  • Kongruenz (Echtheit bzw. die Fähigkeit, authentisch zu sein)
  • Empathie für den Klienten/die Klientin
  • Die Fähigkeit, dem Klienten das Gefühl zu vermitteln, verstanden zu werden
  • Motivation des Klienten und Hoffnung auf Besserung seiner Problematik zu fördern